Haus Schatz
1965–68
Höllhäuserweg 26, 76535 Baden-Baden
Auftraggeber: Hilmar und Ingeborg Schatz
Den Entwurf von Haus Schatz empfanden Fehling+Gogel selbst als Befreiungsschlag, hier gaben sie erstmals jegliche Parallelität zugunsten einer Kreisgeometrie auf. Als einer der wenigen Bauten von Fehling+Gogel steht es unter Denkmalschutz. Fehling+Gogel benutzen die angenommenen Wege der Bewohner durchs Haus als formende Entwurfsgrundlage. Damit erarbeiteten sich die Architekten das Gestaltungsprinzip, das sie in den großen Institutsbauten für die Max-Planck-Gesellschaft und der European Southern Observatory weiter ausbauten.
Um die zentrale Säule des Kamins windet sich Haus Schatz wie eine Schnecke. Die Dachflächen legen sich als unabhängige Dreiecke um den höchsten Punkt des Hauses und kragen unterschiedlich weit aus. Sie gehen vollständig in die Hügellandschaft über und lassen Haus Schatz wie eine aus dem Boden herauswachsende Gesteinsformation erscheinen.
Diese komplexe Bauskulptur verdankt ihre Entstehung einer außergewöhnlich kooperativen Zusammenarbeit von Bauherren und Architekten. Hilmar Schatz leitete das Sinfonieorchester des Südwestdeutschen Rundfunks, seine Ehefrau Ingeborg war Musikredakteurin derselben Sendeanstalt. Die Eheleute waren fasziniert von dem Haus, das Fehling+Gogel 1964 für Familie Prawitz entworfen hatten. Über die Prawitz’ wurde der Kontakt zu Fehling+Gogel hergestellt.
Eine weitere Besonderheit von Haus Schatz ist der Einsatz von Kunststoff als Baumaterial. Günter Ssymmank konstruierte eine durchsichtige Wendeltreppe aus Polyacrylharz. Ebenfalls von Ssymmank stammen die dreieckigen Kunststoffelemente, die den zweiten kleinen Hausgiebel bedecken. Mit der Konstruktion ließ sich ursprünglich das Dach über dem Swimmingpool pneumatisch öffnen. Diese experimentelle Dachanlage erwies sich jedoch als problematisch und wurde zurückgebaut. Heute ist der Swimmingpool von fest montierten Dreieckspaneelen überdacht.
1986 wurde Haus Schatz nach Plänen von Daniel Gogel erweitert. Ein Wintergarten und eine Tai-Chi-Halle kamen noch nachträglich hinzu, sie stehen dem abfallenden Gelände folgend als schmaler Fortsatz auf der Gartenseite des Hauses. Die von Hermann Mattern gestaltete Freiraumplanung wurden größtenteils überbaut.