Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Freien Universität Berlin

Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Freien Universität Berlin
1966–74

Hindenburgdamm 27, 12203 Berlin-Steglitz
Auftraggeber: Land Berlin, Freie Universität Berlin

Foto: Rainer Gollmer 2009

Größe, Komplexität und Bauzeit der Wissenschaftsbauten von Fehling+Gogel ähneln einander, doch Nutzung, Struktur und Kosten verleihen dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie einen Sonderstatus. 33 Millionen DM kostete der Bau des Instituts, etwa doppelt soviel wie die anderen Institutsbauten vergleichbarer Größe, was vor allem an der komplexen technischen Ausstattung lag. Immerhin muss das Institutsgebäude absolute Quarantäne garantieren können und wurde teilweise als Hochsicherheitstrakt angelegt.

Bauzeitliche Aufnahme, vermutlich vom Turm der Pauluskirche Lichterfelde

Das Institut für Hygiene und Mikrobiologie wurde von der Freien Universität Berlin in Auftrag gegeben – als ein Ergänzungsbau zum Benjamin-Franklin-Klinikum. Die Rahmenplanungen für das Institutsgebäude begannen 1964, ab 1966 arbeiteten Fehling+Gogel an der Gebäudeplanung. Die Bauarbeiten dauerten von 1971 bis 1974.

Grundriss Eingangsgeschoss

Großer Wert wurde auf die Qualität des Sichtbetons der Gebäudehülle gelegt. Um weiche Rundungen und eine feine Oberflächenstruktur zu erhalten, wurde auf eine besonders genaue Ausführung der Brettschalungen geachtet. So entstand ein konsequenter Sichtbetonbau, der in solch einer sorgfältigen Ausführung in Berlin einmalig ist.

Bauzeitliche Aufnahme

Für die Erweiterung der Freien Universität wurden seit den 60er Jahren Neubauten in Steglitz und Lichterfelde errichtet, da die naturwissenschaftlichen Institute in Großbauten untergebracht werden mussten, die in Dahlem nur schwer in die vorstädtische Umgebung einzubinden waren. Doch auch in Lichterfelde stand der Neubau des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie im Konflikt mit dem städtebaulichen Umfeld. Der Entwurf reagiert auf die Nachbarschaft, indem er die Baumassen stufenweise ansteigen ließen und einen fünfgeschossigen Büro- und Laborriegel mit der Stirnseite zum alten Dorfkern stellt. Um diesen zentralen Riegel sind die niedrigeren Bauteile angeordnet: Hör- und Seminarsaal, Tierversuchslabore und Nährbodenküche.

Zeichnung von Westen, im Vordergrund Kurssaal und Hörsaal

Eine Reihe von Laboren bildet das Kernstück, das die zwei Funktionen des Gebäudes – Forschung und Lehre – zugleich trennt und verbindet. Zum Hindenburgdamm orientiert sich der Lehrbereich. Am anderen Ende des Gebäudes knickt der Labortrakt ab und führt so die höchste Stelle des Gebäudes von der Straße weg. Die geometrische Struktur und der Y-förmige Grundriss des Baukörpers nehmen ihren Ausgang in der Anordnung dreieckiger Versorgungsschächte. Da die Platzierung der Schächte den Betrieb des Instituts maßgeblich prägt, behandelten Fehling+Gogel sie als zentrales Entwurfselement.

Modell eines fortgeschrittenen Planungsstands

Im Vergleich zu anderen Wissenschaftsbauten von Fehling+Gogel wird die Andersartigkeit des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie deutlich, weil es sich um naturwissenschaftliche Forschung handelt und weil es keinen großen gemeinsamen Raum besitzt. Der Betrieb im Institut für Hygiene und Mikrobiologie findet zu einem großen Teil in Laboren statt. So kommt es, dass sich das Gebäude am Hindenburgdamm als betont technisch-industrielle Anlage gibt. Hör- und Kurssaal sind mit weitgespannten Stahlkonstruktionen überdacht, der Kurssaal kann durch eine versenkbare Wand in der Mitte geteilt werden.

Kurssaal mit versenkbarer Mittelwand, bauzeitliche Aufnahme, Foto: Ullmann

Die Details der Hörsaalbestuhlung entwarf Günter Ssymmank, ein Mitarbeiter des Architekten Hans Scharoun. Für Ssymmank war dies die vierte und letzte Zusammenarbeit mit Fehling+Gogel.